Stationäre Angebote – Kinder-Wohngruppe Biber-Bau

Therapeutische Kinder-Wohngruppe Biber-Bau

Ihr Ansprechpartner: Staatl. anerkannter Sozialarbeiter Herr Hertel

Mobil: 0152 2435 62 74

Mail: hertel@communio-jugendhilfe.de

Adresse: Bahnhofstr. 14-15, 16833 Fehrbellin

Man spricht gewöhnlich davon, dass manche Kinder und Jugendliche besonders betroffen oder gefährdet seien durch eine Art Weltkrisenlage. Sie ist bezeichnet durch Probleme der Globalisierung, etwa durch den Zerfall tradierter Orientierung an Werten und Normen, durch eine grassierende Arbeits- und Perspektivenlosigkeit. Mitunter ist die Rede auch von Resignation, von der man glaubt, sie sei ein Generalnenner jener Gefährdung. Typisch finden sich auch Übertreibungen. Zum Beispiel ist häufig von einem hohen Maß des Orientierungsverlustes, von zahlreichen betroffenen Kindern und Jugendlichen die Rede.

All dies trifft so nicht zu. Im Spiel ist eine Übergeneralisierung, die die Spezifik des Problems, um das es geht, verdeckt, also auch: nicht konkretisiert. Man kann sogar vermuten, dass solche Dramatisierungen das Engagement der Mitarbeiter einschlägiger Institutionen schlicht entmutigen. Wer es mit der ganzen Welt zu tun hat, empfindet seine eigene alltägliche Arbeit als eine, die nicht zu schaffen ist. Er leidet unter zu hoher Komplexität dessen, was er bewältigen soll. Man kann auch sagen: Dieses Leid speist sich aus der Unabschließbarkeit der Mühen, die man auf sich nimmt.

Wir gehen davon aus, dass junge Menschen, die der Zielgruppe der Jugendhilfe zugerechnet werden, massiv betroffen sind von Exklusionsprozessen. Die erzieherischen Angebote der Sorgeberechtigten sind nicht ausreichend, um den massiven Exklusionsdriften, von denen diese jungen Menschen betroffen sind, zu begegnen. Statt des Erwerbs von Strategien, die die Inklusionschancen erhöhen, werden destruktive Handlungsmuster erlernt, die dann wiederum zur Verstärkung der Exklusionsdrift führen.

Die Aufgabe einer entsprechend instruierten Jugendhilfe ist es demnach, einerseits Relevanzkatastrophen bei Kindern und Jugendlichen präventiv zu vermeiden, andererseits, wenn es doch dazu gekommen ist, Relevanzmarkierungen systematisch zu entwickeln. Inklusion als Re-Inklusion, könnte man formulieren.

Die Realisierung eines solchen Konzeptes erfordert sowohl praktische als auch theoretische Kenntnisse – bezogen auf Interaktion, Organisation (Bürokratie), weniger auf die Gesellschaft, die ohnehin nicht steuerbar ist.

Aufgrund der besonderen Herausforderungen in der therapeutischen Kinder-Wohngruppe arbeiten wir in einem multiprofessionellen Team aus Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Erziehern, Heilerziehungspflegern mit Brückenkurs, Familientherapeuten, etc. Nur so können wir den spezifischen Bedarfslagen der Kinder gerecht werden.

Therapeutische Kinder-Wohngruppe mit den Schwerpunkten Sport und Bewegung, gruppentherapeutische Angebote, tiergestützte Sozialarbeit, Communio-Trauerarbeit

 

Kapazität

Gesamtplatzzahl

Im Biber-Bau stehen insgesamt 7 Plätze zur Verfügung. Die Kinder werden altersgemischt und koedukativ in der Gruppe betreut. Es handelt sich also um Kinder beider Geschlechter im Sinne des § 7 SGB VIII.

 

Aufnahmealter:

  • ab 4 Jahren
  • bis 10 Jahre
    • im Ausnahmefall kann eine Aufnahme für jüngere Kinder mit Genehmigung des MBJS erfolgen, z.B. zur Vermeidung von Geschwister-Trennung.

 

Wenn die Einrichtung aufgrund des Alters und der Entwicklung nicht mehr geeignet für die Kinder erscheint, kann eine Verlegung in den Fuchsbau erfolgen, in dem auch ältere Kinder und Jugendliche betreut werden. Dazu gestalten wir ein Übergangsmanagement, das sich über mehrere Monate hinzieht, so dass das Kind keinen Abbruch erlebt, sondern einen an seine Bedarfe orientierten langsamen Wechsel. Dieses Übergangsmanagement wird sehr individuell gestaltet und umfasst u.a. folgende Angebote, mittels derer über mehrere Wochen hin erste gemeinsame Aktivitäten mit dem Fuchsbau stattfinden:

  • Wochenend-Übernachtungen
  • gemeinsame Freizeit-Angebote
  • gemeinsame Nutzung des pädagogischen Reit-Angebots
  • gemeinsame Nutzung der Communio-Sportgruppen

 

Erst wenn das Kind deutlich macht, dass es für den Wechsel bereit ist, werden die entsprechenden Schritte zur Verlegung eingeleitet.

Kindern, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr im elterlichen Haushalt leben können, Waisen, Halbwaisen und Kindern in Vormundschaft und aus anderen Einrichtungen bieten wir beständiges Wohnen in einer Gemeinschaft, die geprägt ist durch Verlässlichkeit, Vertrauen und Sicherheit.

Im Sinne eines integrativen Angebots bieten wir Plätze für Kinder mit Integrationsbedarf gemäß 35a SGB VIII an. Entsprechend gliedert sich die Beschreibung in zwei Zielgruppen:

  • Mandanten mit 35a-Diagnostik – Integrationsbedarf
  • Mandanten mit einem Bedarf gemäß § 34 SGB VIII ohne Integrationsbedarf.

 

Konkrete Diagnosen und Verhaltensauffälligkeiten, auf die wir professionell reagieren können, sind u.a.:

  • ADHS
  • Asperger Autismus
  • Fetal-Alkohol-Syndrom
  • Schulverweigerung
  • Aggressives Verhalten
  • Kindeswohlgefährdung
  • Schulverweigerung
  • Delinquenz (bei Bedarf kann zusätzlich ein Anti-Delinquenz-Modul gewählt werden)
  • Aggressive und gewaltbereite Kinder und (bei Bedarf kann zusätzlich ein Einzel-AAT-Modul gewählt werden)
  • Obdachlose, verwahrloste Kinder
  • Kinder mit Missbrauchserfahrungen

Beschreibung der räumlichen Gegebenheiten

  • Unser Luch-Haus besteht aus zwei Einrichtungen
    • Therapeutische Kinderwohngruppe Biber-Bau mit ca. 250 qm Wohnfläche
    • Therapeutische Mu/Va-Ki-Wohngruppe mit ca. 240 qm Wohnfläche
  • Im Erdgeschoss des Biber-Baus befinden sich
    • Hausanschlussraum
    • Mitarbeiter-Büro
    • 70 qm Wohn/Essküche
    • WC‘s
  • Im Obergeschoss befinden sich
    • 3 Einzelzimmer
    • 2 Doppelzimmer
    • 1 Betreuer-Schlafzimmer
    • 1 WC

Die sonst geltenden Ausschlusskriterien sehen wir für die Zielgruppe nicht als relevant an; daher verzichten wir auf die Nennung solcher Kriterien. Stattdessen wird im Einzelfall genau geprüft, ob das Kind in die Gruppe passt und die Einrichtung geeignet ist, mit den gegebenen Herausforderungen umzugehen.

Wir sind der Überzeugung, dass eine theoretische Fundierung und einheitliche Vorgehenssystematik wesentliche Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung sozialpädagogischer Zielstellungen darstellen.

Der Hilfeverlauf ist dementsprechend untergliedert in die Schritte:

  1. Beschreibung des Problems
  2. Hypothesenkonstruktion
  3. Zielstellung
  4. Handlungsplan und Umsetzung
  5. Evaluation

 

Für eine den Standards der Sozialen Arbeit genügende Umsetzung der Aufträge aus den Hilfeplanungen berücksichtigen wir  u.a. folgende Konzepte, Methoden und Maßnahmen:

  • Systemischer Ansatz
  • Beobachtung 2. Ordnung
  • Lebensweltorientierung
  • Erlebnispädagogik
  • Sport- und Motopädagogische Projekte
  • Soziale Gruppenarbeit, u.a. zu den Themen:
    • Lerngruppe School-Skills
    • De-Eskalationstraining
    • Knigge-Seminare, spezifiziert für Kinderthemen
  • Communio-Trauerarbeit
  • Igelnest-Rat (mit Kindern und Betreuern)

 

Unsere sportpädagogischen Projekte

Sport wird seit jeher von uns als wichtiger Faktor in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen verstanden und unsere Mitarbeiter engagieren sich als lizensierte Trainer in verschiedenen Vereinen und Sportarten, wie American Football, Boxen, Karate, usw.  Dies ermöglicht ihnen eine Anbindung an Vereins-Strukturen, die häufig eine Überforderung insbesondere für Kinder aus stationären Settings darstellen.

 

Ritualisierung der Tagesstruktur

Wir halten insbesondere für die Zielgruppe 4-10-jährige Kinder eine verstärkte Ritualisierung der Tagesstruktur als hochrelevant an. Neben der Annahme, dass Riten für Kinder antizipierbare Strukturen schaffen und darüber Sicherheit vermittelt wird, finden sich viele weitere sozialpädagogische Begründungen und empirische Belege für die Einführung von Riten. [1]

So bieten wir den Kindern ritualisierte Angebote in der Einrichtung sowie in Neuruppin und Umgebung, wie z.B. Schwimmen, Spielplatz-Besuche, gemeinsame Kochabende, regelmäßige Nachhilfe 1-2x pro Woche, etc.)

Dabei sehen wir das Lernen in der Gruppe im Alltag insbesondere bei dieser Zielgruppe als hochrelevantes Element auf der Handlungsebene an.

 

Regelmäßig Projekte und Angebote

Reitprojekt

  • Die Kinder nehmen 1-mal wöchentlich an einem Reitprojekt teil. Die Vorteile einer reittherapeutischen Maßnahme dürfen als bekannt vorausgesetzt werden und werden daher hier nicht weiter ausgeführt.

 

Einsatz von Hunden

  • Unsere ‚Communio-Hunde‘ kommen auch in dieser Einrichtung zum Zuge und werden als Medium für verschiedene Aufgaben eingesetzt. Wir arbeiten traditionell mit Hunden, die entsprechend geschult werden und bei unseren Mitarbeitern leben.

 

Schwimm-Angebot

  • Die seenreiche Region und die Nutzung damit einhergehender Freizeit-Angebote setzen für uns voraus, dass die Kinder aus dem Igelnest schwimmen können. Daher bieten wir eine wöchentliche Schwimmgruppe an um einerseits die Grundlagen des Schwimmens erlernen und andererseits schon vorhandene Fähigkeiten weiter ausbauen zu können. Daneben bietet insbesondere Schwimmen die Möglichkeit einen Körperbezug herzustellen, mehrdimensionales Erleben zu erfahren, usw.
[1] Siehe dazu z.B.:

Singerhoff 2006: Rituale: Sinn, Halt & Kraft für die Seele; oder: Straub, Christoph: Die pädagogische Bedeutung von Ritualen. Als Beispiele daraus siehe: Bestimmungsmerkmale, die von einem positiven Verständnis von „Ritualen“ ausgehen:
- Signalwirkung: Rituale sind Symbolhandlungen, die von den Beteiligten sofort verstanden werden. Sie wirken auf das Verhalten signalhaft.
- Einübung („Ankern“): Rituale müssen schrittweise eingeübt und regelmäßig praktiziert werden.
- Entlastung: Rituale haben eine entlastende Funktion, weil sie, wenn sie erst einmal bekannt sind, nicht jedes Mal neu eingeführt werden müssen. Die Darbietungsform wird bei häufiger Durchführung vergessen und es findet eine Konzentration auf das Wesentliche statt.
- Gemeinschafts- und Konsensbildung: Rituale sind auf Gemeinschaft bezogen und müssen von allen Beteiligten akzeptiert werden. Es ist nötig, sich auch immer wieder die Gefahren der negativen Ritualisierung zu vergegenwärtigen und ein Ritual, sobald es zwanghaft wird, möglicherweise auflösen.
- Ganzheitlichkeit : Rituale vermitteln sich nicht nur über Sprache, sondern möchten den ganzen Menschen ansprechen (Kognition - Emotion - Motorik, sowie alle Sinne).
- Konzentrationsförderung: Rituale fördern die Konzentration und können zu einer Entspannung in einem hektischen Schulalltag beitragen.
- Symbolkraft: Rituale können nicht aufgezwungen werden, sie üben vielmehr durch ihre Symbolkraft selber einen gewissen Zwang aus, so dass man ihnen unwillkürlich folgt.