Stationäre Angebote – Mu-Ki Wohnen Storchennest

Mutter/Kind-Einrichtung Storchennest

Ansprechpartnerin: Stefanie Fritsche

Mobil: 0152 08649944

Mail: fritsche@communio-jugendhilfe.de

Adresse:  Therapeutische Mutter-Kind Wohngruppe Storchennest

Bahnhofstr. 14-15
16833 Fehrbellin

Mutter/Kind-Einrichtungen gibt es in Hülle und Fülle. Sie unterscheiden sich nach Lage, Größe, Ausstattung, Qualifikationen des Personals, nicht so sehr aber nach den je zugrunde gelegten Konzepten. Überwiegend finden sich Bindungstheorien, die ja im Kern voraussetzen, dass es um die psychische Grundierung der Mutter/Kind-Dyade geht, die unter Problembedingungen ent-problematisiert werden soll. Systemisches Denken spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Unser Ansatz (unser Alleinstellungsmerkmal) ist dagegen nicht „systemisch“ angelegt, sondern „systemtheoretisch, konstruktivistisch“. Der Erfolg dieser Orientierung ist in allen Einrichtungen der Communio nachweisbar erheblich. Das Konzept, das hier nur skizziert werden kann, besteht darin, das Mutter/Kind-Verhältnis als ein Sozialsystem zu begreifen mit eigenen Strukturen und Prozessen, die unter verschiedenen soziohistorischen Bedingungen auch verschiedene Formen annehmen können.

 

Gegenwärtig ist das Modell der Mutter/Kind-Relation weit verbreitet und sozial plausibel als „Intimität“. Mutter und Kind kommen unter den „Druck“, füreinander „hochrelevant“ zu sein, sich also „lieben“ zu sollen. Ein anderer Ausdruck dafür ist: Im Zentrum unserer Arbeit steht die genau dadurch definierte, spezielle Inklusion in Intimsystemen, eine Form der Inklusion, die fraglos hohe Anforderungen stellt und deswegen leicht scheitern kann.

 

Wir nähern uns den Phänomenen und Problemkonstruktion unserer Arbeit mittels der Theorie der Sozialen Adresse. Damit sind nicht Namen, Straßen, Städte gemeint, die man auf Briefe schreibt, sondern es geht darum, dass Menschen von anderen Menschen als mehr oder weniger relevant in verschiedenen Hinsichten beobachtet werden.

Wenn jemand von seiner Umwelt als nicht besonders wichtig, als ignorabel behandelt wird, können sogenannte Adressenkatastrophen auftreten. Hier könnte man auch von einer Exklusionskatastrophe reden, die selbst den Suizid nach sich ziehen kann. Entscheidend ist, dass die Mandantinnen[1] alles tun, um wieder für ihre Umwelt als relevant zu gelten. Wenn das nicht oder nur minimal gelingt, nutzen sie, weil Achtung ein Vitalbedürfnis ist, die Möglichkeit der „Relevanzerzwingung“. Sie wollen wieder be- und geachtet werden. Wenn dieser Versuch misslingt, werden Strategien der Eskalation eingesetzt, die letztlich wieder zusätzlich Relevanzen entziehen. Der Effekt ist das Vollbild der Exklusion.

 

Wir gehen davon aus, dass die von uns betreuten Mütter massiv betroffen sind von Exklusionsprozessen. In Mutter-Kind-Einrichtungen wirft sich das weitergehende Problem aus, dass nun auch die Kinder der Mandantinnen von Exklusionsdriften bedroht sind – sonst wären sie nicht mit ihren Müttern in einer solchen Einrichtung.

Die erzieherischen Angebote der Mütter sind nicht ausreichend, um den massiven Exklusionsdriften, zu begegnen. Statt des Erwerbs von Strategien, die die Inklusionsschancen erhöhen, werden destruktive Handlungsmuster erlernt, die dann wiederum zur Verstärkung der Exklusionsdrift führen.

Die Aufgabe einer entsprechend instruierten Jugendhilfe ist es demnach, einerseits Relevanzkatastrophen bei den Müttern und deren präventiv zu vermeiden, andererseits, wenn es doch dazu gekommen ist, Relevanzmarkierungen systematisch zu entwickeln. Inklusion als Re-Inklusion, könnte man formulieren.

Kurz: Wir begreifen unsere Arbeit als professionellen Umgang mit schwierigen Fällen von Inklusion/Exklusion, hier dann mit dem Mutter/Kind-System.

[1] Wir benutzen im vorliegenden Text den Terminus ‚Mandant‘ , nicht das übliche ‚Klient‘. Der Grund : Im Lateinischen ist ‚cliens‘ derjenige, der einem etwas schuldet; ‚Mandant‘ ist derjenige, der jemandem einen Auftrag erteilt. In unserem Selbstverständnis ist der zweite Ausdruck genauer. Denn die Mütter und deren Kinder sind unsere Auftraggeber, für die wir spezielle Angebote erarbeiten.

Dank unseres multiprofessionellen Teams im Storchennest können wir die verschiedensten Herausforderungen und Bedarfe von den Müttern/Vätern und deren Kindern abdecken und unterschiedliche Angebotsstrukturen im Alltag schaffen. Wir arbeiten in einem Team aus Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Erziehern, Familientherapeuten und Heilerziehungspfleger mit Brückenkurs zusammen. Bei entsprechendem Bedarf können wir auf die Zusammenarbeit mit einer Hebamme zurück greifen.

Das Angebot der Mutter/Vater-Kind-Einrichtung richtet sich an Schwangere (ab der 12. Schwangerschaftswoche) und Mütter ab 15 Jahre, die

  • Missbrauchserfahrungen durchlebt haben
  • aufgrund persönlicher, sozialer und materieller Schwierigkeiten für sich und das Kind gezielte Hilfen benötigen, suchen und annehmen wollen und ein intensives Betreuungssetting benötigen.
  • Hilfe im therapeutischen Bereich benötigen (familientherapeutischer und psychotherapeutischer Ansatz)
  • unter Verlust der sozialen Bindungen und Stützsysteme leiden
  • Brüche in der Biographie wie z.B. häufiger Wohnortwechsel, Heimaufenthalte aufweisen
  • mit Exklusionseffekten aufgrund von Ausbildungs- und Schulabbrüchen umgehen müssen
  • eine nur partiell ausgeprägte Fähigkeit zur Alltagsbewältigung aufweisen
  • in einer problematischen Partnerbeziehung leben, die negativ auf das Kindeswohl wirken könnte
  • mangelnde Belastbarkeit und unzureichendes Konfliktbewältigungsvermögen aufweisen
  • eine offensichtliche Beziehungsproblematik zum Kind haben
  • ein nicht ausreichendes Durchsetzungsvermögen gegenüber ihrem Kind haben
  • ungewollt schwanger wurden und das Kind dennoch gebären möchten
  • unter psychischen Auffälligkeiten/Erkrankungen leiden, die wiederum negative Auswirkungen auf das Kind haben können
  • suchtgefährdet sind und sich ihrer Sucht widersetzen möchten

 

Die Unterstützung setzt an den Ressourcen der Schwangeren, Mütter und Väter an und zielt darauf ab, deren Kompetenzen zu stärken und auszubauen.

Im Storchennest stehen 4 Plätze für Mütter/Vätern und 6 Plätze für Kinder bis 6 Jahren zur Verfügung.

Unsere Mutter-Kind-Einrichtung ist ein Angebot für Schwangere sowie Mütter und Väter ab 15 Jahren. Die Maßnahme richtet sich an Mandantinnen/Mandanten und deren Kinder, die an einer Hilfestellung zur Verselbständigung, Perspektiventwicklung sowie dem Aufbau einer tragfähigen Eltern-Kind-Beziehung interessiert sind. Voraussetzung ist, dass die Eltern bereit sind aktiv an den Hilfezielen mitzuarbeiten.

 

Im Sinne eines integrativen Angebots bieten wir Plätze mit Integrationsbedarf gemäß § 35a SGB VIII an. Die Aufnahme der Schwangeren und Mütter kann ebenfalls gemäß § 53 Abs. 4 SGB XII erfolgen, wenn eine Einzelvereinbarung nach § 75 Abs. 4 SGB XII mit dem zuständigen Sozialhilfeträger abgeschlossen wird.

  • fehlende Bereitschaft zur Mitarbeit
  • akuter Drogen- oder Alkoholabusus (wir unterstützen vorab bei der Suche nach geeigneten Entzugskliniken)
  • manifeste psychotische Zustände, akute Suizidgefährdung (wir unterstützen vorab bei der Integration in eine Fachklinik)
  • starke psychische oder Verhaltens-Auffälligkeiten, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen und die sozialpädagogische Arbeit verhindern.
  • Unser Luch-Haus besteht aus zwei Einrichtungen
  • Therapeutische Kinderwohngruppe Biber-Bau mit ca. 250 qm Wohnfläche
  • Therapeutische Mu/Va-Ki-Wohngruppe mit ca. 240 qm Wohnfläche

 

Im Erdgeschoss des Storchennests befinden sich

  • Mitarbeiter-Büro
  • Therapie/Beratungsraum
  • WC
  • Wohn/Essküche
  • Betreuer-Schlafzimmer

 

Im Obergeschoss befinden sich

  • 2 Bäder
  • 4 Schlafzimmer für Mutter/Vater + Kinder

Die genuine Aufgabenstellung in jeder Mu/Va-Ki ist die Aufarbeitung und Herstellung einer tragfähigen Beziehung zwischen dem Elternteil und dem Kind. Das Kind ist mit jeder Faser seines Seins auf die Zuwendung des Elternteils angewiesen; wird diese verwehrt, werden Entwicklungsmöglichkeiten in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Daher gilt für uns der Leitsatz, dass jeder Tag, den das Kind gemeinsam mit seinem Elternteil erlebt, ein gelungener und für die Entwicklung des Kindes sehr wertvoller Tag sein kann und soll.11

Neben dieser auf die Eltern/Kind-Dyade bezogenen und für das Kind als Vital-Bedürfnis zu verstehenden Prämisse, sehen wir die Zielsetzung unserer sozialpädagogischen Arbeit gemeinsam mit den Mandanten Strategien, Fähigkeiten und Kenntnisse zu erarbeiten, die ihnen ein hohes Maß an inklusiven Lebensstrukturen erlauben. Die Verselbständigung in einen eigenen Haushalt ist das handlungsleitende Ziel unserer sozialpädagogischen Arbeit.

Unsere Arbeit zielt u.a auf folgende Bereiche ab:

  • Aufbau einer tragfähigen Eltern/Kind-Beziehung
  • Entwickeln einer Zukunftsperspektive entlang des Bedarfs und der Potenziale des Mandanten
  • Ausbau der personalen und sozialen Kompetenzen
  • Aufarbeitung der Beziehungen innerhalb der Herkunftsfamilie
  • Sukzessive Entwicklung von Eigenverantwortlichkeit

 

Zu unseren therapeutischen Leistungen, die fortlaufend in die Betreuungsarbeit eingebunden werden beziehen sich u.a auf:

 

  • Gruppensitzungen
    • Psychotherapeutisch sind diese nur selten umsetzbar, daher setzen wir hier auf systemisch-therapeutische Verfahren
  • Einzelgespräche (diese finden je nach Falllage in der Praxis in Falkensee und im Storchennest statt)
  • Training zur Emotionsregulierungen, Biographie-Arbeit, De-Eskalationsmethoden, Ressourcenarbeit
  • Beratung, Begleitung bei der Suche nach geeigneter psychotherapeutischer/psychiatrischer Versorgung (KJPP, SPZ, niedergelassene Therapeuten, …)

 

 

Arbeit mit dem Familiensystem

Die Zusammenarbeit mit den Eltern, Vätern und Partnern basiert auf dem systemischen Grundverständnis. Die Familie und das soziale Umfeld werden in die Arbeit mit einbezogen. Für die Einbeziehung weiterer Bezugspersonen nehmen wir uns die nötige Zeit und den nötigen Raum, da diese Bezugspersonen für das emotionale Gleichgewicht bedeutungsvoll sein können.

Eine Verbesserung und Aufrechterhaltung der Kontakte zur Herkunftsfamilie wird angestrebt, um Entwicklungskapazitäten der Mandantinnen zu verbessern und eine eigenständige Lebensführung zu unterstützen.

 

Sportpädagogischen Projekte

Sport wird seit jeher von uns als wichtiger Faktor in der Arbeit mit den Mandanten verstanden und unsere Mitarbeiter engagieren sich als Trainer in verschiedenen Vereinen und Sportarten. Zudem können wir auf eine bewegungstherapeutisches Angebot zurück greifen.

 

Ritualisierung der Tagesstruktur – Bezug auf die Kinder

Wir sehen insbesondere für die Zielgruppe 0-6-jährige Kinder eine verstärkte Ritualisierung der Tagesstruktur als hochrelevant an. Die Einhaltung einer ritualisierten Tagesstruktur ist ein klarer Auftrag an die Mütter, der regelmäßig reflektiert wird.

Neben der Annahme, dass Riten für Kinder antizipierbare Strukturen schaffen und darüber Sicherheit vermittelt wird, finden sich viele weitere sozialpädagogische Begründungen und empirische Belege für die Einführung von Riten.

So bieten wir den Kindern ritualisierte Angebote in der Einrichtung sowie in Neuruppin und Umgebung, wie z.B. Schwimmen, Spielplatz-Besuche, gemeinsame Spielzeit, etc. an.

Dabei sehen wir das Lernen in der Gruppe im Alltag insbesondere bei dieser Zielgruppe als hochrelevantes Element auf der Handlungsebene an.