Stationäre Angebote – Kinder-Wohngruppe Igelnest

Therapeutische Kinder-Wohngruppe Igelnest

Ihr Ansprechpartner: Staatl. anerkannter Sozialarbeiter Herr Hertel

Tel.: 03391 / 347 97 13
Fax.: 03391 / 347 97 15
Mobil: 0152 2435 62 74

Mail: hertel@communio-jugendhilfe.de

Adresse: Karl Marx Straße 101, 16816 Neuruppin

Das IGELNESTder Name unserer therapeutischen Kinder-Wohngruppe bezeichnet ein ‚Programm‘, das hinter oder über allen Programmen dieser Einrichtung steht. Er bezieht sich auf Wärme, auf Wohlsein, auf Schutz, aber auch auf Abwehrmöglichkeiten und Wehrhaftigkeit, die für die Kinder von großer Bedeutung ist, weil sie in einer sehr wichtigen Lebensphase in sozial schwierige Lagen geraten sind. Wir setzen deswegen BetreuerInnen ein, die genau für diese Probleme sensibilisiert sind und laufend in hauseigenen Fortbildungsveranstaltungen sensibilisiert werden.

 

Wir nutzen für unsere Arbeit einerseits klassische Methoden wie Erlebnispädagogik, ritualisierte Tagesstruktur, Arbeit mit Tieren, kindgerechte Sport- und Bewegungs-Angebote usw., ferner flankierende Maßnahmen wie etwa psychotherapeutische Betreuung, intensive Zusammenarbeit mit Eltern, aber auch mit zuständigen Ämtern.

 

Andererseits legen wir hohen Wert auf eine neuartige Methode, auf die Beobachtung zweiter Ordnung, die es gestattet, Kommunikation und Abläufe so in den Blick zu nehmen, dass Routinen abgebaut werden, die sich in jeder Praxis schnell einstellen. Es geht dabei auch um die Betreuer*innen, die auf diese Weise Reflexionsmöglichkeiten erlernen, die sich nicht nur auf die Kinder, sondern ebenso auf sie selbst beziehen. Gerade für das Beherrschen jener Bobachtungstechnik entwickeln wir Übungsformen, die als relativ neuartig gelten können.

 

Das alles bezieht sich auf einen Stil, den wir als Communio-Melodie beschreiben. Das geflügelte Wort der ‚Haltung‘ ist für uns zu diffus; wir untersetzen diesen Stil mit Methoden, Reflexions-Schleifen, einer eigenen Art der Elternarbeit, einem QM-Team, usw.

Es geht uns nicht um ein Potpourri, sondern um eine Art ‚Konzert‘. Dieses Wort bedeutet eigentlich ‚Wetteifern‘, aber wird für uns wichtig, wenn man sich auf ‚Kontrapunkt‘ bezieht, auf die Lehre vom Beziehen der verschiedenen Stimmen aufeinander, die nicht unbedingt ‚Wohlklang‘ erzeugen, nicht unbedingt Harmonie, sondern auch für das Aushalten und Auflösen von Dissonanzen sorgen. Das ist ja letztlich nur ein anderes Bild für das Management von Dissens und Konsens, das unweigerlich in Sozialberufen gefordert wird. So schaffen wir eine Communio-Melodie mit vielen Stimmen, eigenen Ideen, die über unsere Programme in Einklang gebracht werden und so letztendlich dazu beitragen, dass die Kinder des Igelnests möglichst viele Chancen zur Inklusion erhalten.

Aufgrund der besonderen Herausforderungen in der therapeutischen Kinder-Wohngruppe arbeiten wir in einem multiprofessionellen Team aus Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Erziehern, Heilerziehungspflegern mit Brückenkurs, Familientherapeuten, etc. Nur so können wir den spezifischen Bedarfslagen der Kinder gerecht werden.

Therapeutische Kinder-Wohngruppe mit den Schwerpunkten Sport und Bewegung, gruppentherapeutische Angebote, tiergestützte Sozialarbeit, Communio-Trauerarbeit

 

Zielgruppe, Kapazität

Gesamtplatzzahl

Im Igelnest stehen insgesamt 7 Plätze zur Verfügung. Die Kinder werden altersgemischt und koedukativ in der Gruppe betreut. Es handelt sich also um Kinder beider Geschlechter im Sinne des § 7 SGB VIII.

 

Aufnahmealter:

  • ab 4 Jahren
  • bis 10 Jahre
    • im Ausnahmefall kann eine Aufnahme für jüngere Kinder mit Genehmigung des MBJS erfolgen, z.B. zur Vermeidung von Geschwister-Trennung.

 

Wenn die Einrichtung aufgrund des Alters und der Entwicklung nicht mehr geeignet für die Kinder erscheint, kann eine Verlegung in den Fuchsbau erfolgen, in dem auch ältere Kinder und Jugendliche betreut werden. Dazu gestalten wir ein Übergangsmanagement, das sich über mehrere Monate hinzieht, so dass das Kind keinen Abbruch erlebt, sondern einen an seine Bedarfe orientierten langsamen Wechsel. Dieses Übergangsmanagement wird sehr individuell gestaltet und umfasst u.a. folgende Angebote, mittels derer über mehrere Wochen hin erste gemeinsame Aktivitäten mit dem Fuchsbau stattfinden:

  • Wochenend-Übernachtungen
  • gemeinsame Freizeit-Angebote
  • gemeinsame Nutzung des pädagogischen Reit-Angebots
  • gemeinsame Nutzung der Communio-Sportgruppen

 

Erst wenn das Kind deutlich macht, dass es für den Wechsel bereit ist, werden die entsprechenden Schritte zur Verlegung eingeleitet.

Kindern, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr im elterlichen Haushalt leben können, Waisen, Halbwaisen und Kindern in Vormundschaft und aus anderen Einrichtungen bieten wir beständiges Wohnen in einer Gemeinschaft, die geprägt ist durch Verlässlichkeit, Vertrauen und Sicherheit.

Im Sinne eines integrativen Angebots bieten wir Plätze für Kinder mit Integrationsbedarf gemäß 35a SGB VIII an. Entsprechend gliedert sich die Beschreibung in zwei Zielgruppen:

  • Mandanten mit 35a-Diagnostik – Integrationsbedarf
  • Mandanten mit einem Bedarf gemäß § 34 SGB VIII ohne Integrationsbedarf.

 

Konkrete Diagnosen und Verhaltensauffälligkeiten, auf die wir professionell reagieren können, sind u.a.:

  • ADHS
  • Asperger Autismus
  • Fetal-Alkohol-Syndrom
  • Schulverweigerung
  • Aggressives Verhalten
  • Kindeswohlgefährdung
  • Schulverweigerung
  • Delinquenz (bei Bedarf kann zusätzlich ein Anti-Delinquenz-Modul gewählt werden)
  • Aggressive und gewaltbereite Kinder und (bei Bedarf kann zusätzlich ein Einzel-AAT-Modul gewählt werden)
  • Obdachlose, verwahrloste Kinder
  • Kinder mit Missbrauchserfahrungen

Die Einrichtung befindet sich in der Stadtmitte der Fontanestadt, unmittelbar gegenüber des Bahnhofs Rheinsberger Tor.

  • Stadthaus im Herzen von Neuruppin mit ca. 300 qm
  • Innenhof
  • Bewegungsraum
  • Dachterrasse

Die sonst geltenden Ausschlusskriterien sehen wir für die Zielgruppe nicht als relevant an; daher verzichten wir auf die Nennung solcher Kriterien. Stattdessen wird im Einzelfall genau geprüft, ob das Kind in die Gruppe passt und die Einrichtung geeignet ist, mit den gegebenen Herausforderungen umzugehen.

Wir sind der Überzeugung, dass eine theoretische Fundierung und einheitliche Vorgehenssystematik wesentliche Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung sozialpädagogischer Zielstellungen darstellen.

Der Hilfeverlauf ist dementsprechend untergliedert in die Schritte:

  1. Beschreibung des Problems
  2. Hypothesenkonstruktion
  3. Zielstellung
  4. Handlungsplan und Umsetzung
  5. Evaluation

 

Für eine den Standards der Sozialen Arbeit genügende Umsetzung der Aufträge aus den Hilfeplanungen berücksichtigen wir  u.a. folgende Konzepte, Methoden und Maßnahmen:

  • Systemischer Ansatz
  • Beobachtung 2. Ordnung
  • Lebensweltorientierung
  • Erlebnispädagogik
  • Sport- und Motopädagogische Projekte
  • Soziale Gruppenarbeit, u.a. zu den Themen:
    • Lerngruppe School-Skills
    • De-Eskalationstraining
    • Knigge-Seminare, spezifiziert für Kinderthemen
  • Communio-Trauerarbeit
  • Igelnest-Rat (mit Kindern und Betreuern)

 

Unsere sportpädagogischen Projekte

Sport wird seit jeher von uns als wichtiger Faktor in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen verstanden und unsere Mitarbeiter engagieren sich als lizensierte Trainer in verschiedenen Vereinen und Sportarten, wie American Football, Boxen, Karate, usw.  Dies ermöglicht ihnen eine Anbindung an Vereins-Strukturen, die häufig eine Überforderung insbesondere für Kinder aus stationären Settings darstellen.

 

Ritualisierung der Tagesstruktur

Wir halten insbesondere für die Zielgruppe 4-10-jährige Kinder eine verstärkte Ritualisierung der Tagesstruktur als hochrelevant an. Neben der Annahme, dass Riten für Kinder antizipierbare Strukturen schaffen und darüber Sicherheit vermittelt wird, finden sich viele weitere sozialpädagogische Begründungen und empirische Belege für die Einführung von Riten. [1]

So bieten wir den Kindern ritualisierte Angebote in der Einrichtung sowie in Neuruppin und Umgebung, wie z.B. Schwimmen, Spielplatz-Besuche, gemeinsame Kochabende, regelmäßige Nachhilfe 1-2x pro Woche, etc.)

Dabei sehen wir das Lernen in der Gruppe im Alltag insbesondere bei dieser Zielgruppe als hochrelevantes Element auf der Handlungsebene an.

 

Regelmäßig Projekte und Angebote

Reitprojekt

  • Die Kinder nehmen 1-mal wöchentlich an einem Reitprojekt teil. Die Vorteile einer reittherapeutischen Maßnahme dürfen als bekannt vorausgesetzt werden und werden daher hier nicht weiter ausgeführt.

 

Einsatz von Hunden

  • Unsere ‚Communio-Hunde‘ kommen auch in dieser Einrichtung zum Zuge und werden als Medium für verschiedene Aufgaben eingesetzt. Wir arbeiten traditionell mit Hunden, die entsprechend geschult werden und bei unseren Mitarbeitern leben.

 

Schwimm-Angebot

  • Die seenreiche Region und die Nutzung damit einhergehender Freizeit-Angebote setzen für uns voraus, dass die Kinder aus dem Igelnest schwimmen können. Daher bieten wir eine wöchentliche Schwimmgruppe an um einerseits die Grundlagen des Schwimmens erlernen und andererseits schon vorhandene Fähigkeiten weiter ausbauen zu können. Daneben bietet insbesondere Schwimmen die Möglichkeit einen Körperbezug herzustellen, mehrdimensionales Erleben zu erfahren, usw.

 

[1] Siehe dazu z.B.:

Singerhoff 2006: Rituale: Sinn, Halt & Kraft für die Seele; oder: Straub, Christoph: Die pädagogische Bedeutung von Ritualen. Als Beispiele daraus siehe: Bestimmungsmerkmale, die von einem positiven Verständnis von „Ritualen“ ausgehen:
- Signalwirkung: Rituale sind Symbolhandlungen, die von den Beteiligten sofort verstanden werden. Sie wirken auf das Verhalten signalhaft.
- Einübung („Ankern“): Rituale müssen schrittweise eingeübt und regelmäßig praktiziert werden.
- Entlastung: Rituale haben eine entlastende Funktion, weil sie, wenn sie erst einmal bekannt sind, nicht jedes Mal neu eingeführt werden müssen. Die Darbietungsform wird bei häufiger Durchführung vergessen und es findet eine Konzentration auf das Wesentliche statt.
- Gemeinschafts- und Konsensbildung: Rituale sind auf Gemeinschaft bezogen und müssen von allen Beteiligten akzeptiert werden. Es ist nötig, sich auch immer wieder die Gefahren der negativen Ritualisierung zu vergegenwärtigen und ein Ritual, sobald es zwanghaft wird, möglicherweise auflösen.
- Ganzheitlichkeit : Rituale vermitteln sich nicht nur über Sprache, sondern möchten den ganzen Menschen ansprechen (Kognition - Emotion - Motorik, sowie alle Sinne).
- Konzentrationsförderung: Rituale fördern die Konzentration und können zu einer Entspannung in einem hektischen Schulalltag beitragen.
- Symbolkraft: Rituale können nicht aufgezwungen werden, sie üben vielmehr durch ihre Symbolkraft selber einen gewissen Zwang aus, so dass man ihnen unwillkürlich folgt.