Stationäre Angebote – Mu-Ki Wohnen Hummelnest
Mutter/Kind-Einrichtung Hummelnest
Ansprechpartnerin: Familientherapeutin Frau Winkler-Langer
Tel.: 033971 300 944
Fax.: 033971 300946
Mobil: 0173 392 28 66
Mail: langer@communio-jugendhilfe.de
Adresse: Therapeutische Mutter-Kind Wohngruppe Hummelnest
Nussbaumweg 19
16866 Kyritz
Um den diversen Herausforderungen und Bedarfen der Mütter und Kinder gerecht zu werden, engagieren sich Kolleginnen und Kollegen mit vielfältigen Ausbildungen und Zusatz-Qualifikationen (z.B. Familien- und Psychotherapeuten, Sozialpädagoginnen, Erzieherinnen, usw.) in unserer Einrichtung.
Im Kontext der Mutter-Kind Betreuung kommen immer wieder auch pflegerische Ansätze zum Tragen. Daher arbeiten in unserem Team auch Kolleginnen mit einer heilerzieherischen Grundausbildung, die den Brückenkurs zum Erzieher absolviert haben.
Gesamtplatzzahl
- 4 Plätze für Mütter
- 4 Plätze für Kinder bis zu 6 Jahren; im Bedarsfall kann eine Erhöhung um einen Kinder-Platz erfolgen.
Zielgruppe
Unsere Mutter-Kind-Einrichtung ist ein Angebot für Schwangere sowie Mütter ab 15 Jahren. Die Maßnahme richtet sich an Mandantinnen und deren Kinder, die an einer Hilfestellung zur Verselbständigung, Perspektiventwicklung sowie dem Aufbau einer tragfähigen Mutter-Kind-Beziehung interessiert sind. Voraussetzung ist, dass die Mütter bereit sind, in der Ihnen verbleibenden Zeit aktiv an den Hilfezielen mitzuarbeiten.
Das Angebot der Mutter-Kind-Einrichtung richtet sich an Schwangere (ab der 12. Schwangerschaftswoche) und Mütter, die
- Missbrauchserfahrungen durchlebt haben
- aufgrund persönlicher, sozialer und materieller Schwierigkeiten für sich und das Kind gezielte Hilfen benötigen, suchen und annehmen wollen und ein intensives Betreuungssetting benötigen.
- Hilfe im therapeutischen Bereich benötigen (familientherapeutischer und psychotherapeutischer Ansatz)
- unter Verlust der sozialen Bindungen und Stützsysteme leiden
- Brüche in der Biographie wie z.B. häufiger Wohnortwechsel, Heimaufenthalte aufweisen
- mit Exklusionseffekten aufgrund von Ausbildungs- und Schulabbrüchen umgehen müssen
- eine nur partiell ausgeprägte Fähigkeit zur Alltagsbewältigung aufweisen
- in einer problematischen Partnerbeziehung leben, die negativ auf das Kindeswohl wirken könnte
- mangelnde Belastbarkeit und unzureichendes Konfliktbewältigungsvermögen aufweisen
- eine offensichtliche Beziehungsproblematik zum Kind haben
- ein nicht ausreichendes Durchsetzungsvermögen gegenüber ihrem Kind haben
- ungewollt schwanger wurden und das Kind dennoch gebären möchten
- unter psychischen Auffälligkeiten/Erkrankungen leiden, die wiederum negative Auswirkungen auf das Kind haben können
- suchtgefährdet sind und sich ihrer Sucht widersetzen möchten
Die Unterstützung setzt an den Ressourcen der Schwangeren und Mütter an und zielt darauf ab, deren Kompetenzen zu stärken und auszubauen.
- fehlende Bereitschaft zur Mitarbeit
- akuter Drogen- oder Alkoholabusus (wir unterstützen vorab bei der Suche nach geeigneten Entzugskliniken)
- manifeste psychotische Zuständeakute Suizidgefährdung (wir unterstützen vorab bei der Integration in eine Fachklinik)
- starke psychische oder Verhaltens-Auffälligkeiten, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen und die sozialpädagogische Arbeit verhindern.
Die gesetzlichen Grundlagen unserer Arbeit definieren sich über den § 19 und § 35a SGB VIII.
Die Aufnahme der Schwangeren und Mütter kann ebenfalls gemäß § 53 Abs. 4 SGB XII erfolgen, wenn eine Einzelvereinbarung nach § 75 Abs. 4 SGB XII mit dem zuständigen Sozialhilfeträger abgeschlossen wird.
Therapeutische Angebote
Wir können durch unser therapeutisches Angebot Mandantinnen u.a. mit folgenden Definitionen gemäß ICD 10 in unserer Einrichtung aufnehmen:
- F0 organische und symptomatische psychische Störungen
- F1 psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
- F3 affektive Störungen
- F4 neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen
- F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen
- F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
- F8 Entwicklungsstörungen
- F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend
Der Grad der Ausprägung einer vorliegenden Störung ist entscheidend, ob eine Aufnahme erfolgen kann.
Die therapeutischen Leistungen werden, soweit fachlich angebracht, von unseren Therapeuten Frau Langer sowie den Kollegen der Psychotherapeutischen Praxis Friese (Therapeuten mit verschiedenen Schwerpunkten, wie: VT, Trauma, Psycho-Onkologie, Hypnose-Fachtherapie, etc.) realisiert.
Die therapeutischen Ansätze sind entsprechend verhaltens-therapeutisch, trauma-therapeutisch und systemisch-therapeutisch orientiert.
Im Einzelnen werden durchgeführt:
- Gruppensitzungen
- Psychotherapeutisch sind diese nur selten umsetzbar, daher setzen wir hier auf systemisch-therapeutische Verfahren
- Einzelgespräche (diese finden je nach Falllage in der Praxis in Falkensee und im Hummelnest statt)
- Training zur Emotionsregulierungen, Biographie-Arbeit, De-Eskalationsmethoden, Ressourcenarbeit
- Beratung, Begleitung bei der Suche nach geeigneter psychotherapeutischer/psychiatrischer Versorgung (KJPP, SPZ, niedergelassene Therapeuten, …)
Die Einbindung therapeutischer Methoden und Erkenntnisse in die Betreuungsarbeit erfolgt durch:
- einmal wöchentlich Reflexionssitzungen mit den betreuuenden Kollegen
- Einweisungen und Reflexionssitzungen durch Therapeuten der Psychotherapeutischen Praxis Friese für die betreuenden Kollegen
Therapeutische Angebote außerhalb des konzeptionellen Angebots:
Bei Bedarf und mit Zustimmung der Mütter können psychotherapeutische Leistungen größtenteils über die mit uns kooperierenden Psychologen und Psychiater abgedeckt werden. Wir können über unser Netzwerk innerhalb weniger Tage Termine für externe therapeutische Angebote erreichen. Hinzu kommen:
- Zusammenarbeit mit PIA der Ruppiner Kliniken
- Zusammenarbeit mit der Tagesklinik
Väterarbeit/ Arbeit mit der Herkunftsfamilie
Die Zusammenarbeit mit den Eltern, Vätern und Partnern basiert auf dem systemischen Grundverständnis. Die Familie und das soziale Umfeld werden in die Arbeit mit einbezogen. Für die Einbeziehung weiterer Bezugspersonen nehmen wir uns die nötige Zeit und den nötigen Raum, da diese Bezugspersonen für das emotionale Gleichgewicht bedeutungsvoll sein können.
Eine Verbesserung und Aufrechterhaltung der Kontakte zur Herkunftsfamilie wird angestrebt, um Entwicklungskapazitäten der Mandantinnen zu verbessern und eine eigenständige Lebensführung zu unterstützen.
Vorübergehend nicht genutzte Fähigkeiten und Ressourcen können gemeinsam mit der Familie wahrnehmbar und sichtbar gemacht werden und so gemeinsam mit der Bewohnerin Zukunftsperspektiven entwickelt werden.
Regelmäßige Familiennachmittage bieten einen niedrigschwelligen Zugang zur Einrichtung, den Mandantinnen und Mitarbeitern. Hier werden Ressourcen, Fähigkeiten einzelner Familienmitglieder bewusst genutzt und mit einbezogen.
Im Einzelnen gestaltet sich die Arbeit mit dem Familiensystem wie folgt:
- Groß-Elterngespräche (bei Bedarf mit Einsatz von elektronischen Medien)
- Väterarbeit
- Die Einbindung der biologischen Väter gestaltet sich schwierig, da häufig kein Kontakt besteht
- Soziale Väter, bzw. neue Partner der Mütter werden, insofern möglich und am Bedarf orientiert, in die Arbeit einbezogen
- Die Väter und Partner werden in vielfältige Gesprächsangebote einbezogen, sie werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informiert und wir arbeiten gemeinsam mit Ihnen und der Mutter an der weiteren Perspektive. Im Einzelnen finden statt:
- Einzelgespräche mit den Vätern/Partnern
- gemeinsame Gespräche mit Vätern/Partner und den Müttern
- Einbindung in Behördenangelegenheiten
- Einbindung in den Tagesablauf
- Punktuelle Übernachtungen
Umgangsregelungen, begleitete Umgänge (BU)
- Aktive Unterstützung bei der Kontaktgestaltung mit den eigenen Kindern; Räumlichkeiten werden geboten
- Begleitung und Fahrdienste (soweit möglich) um Besuchskontakte zu realisieren
- Begleitung bei Gesprächen mit Behörden, u.a. Institutionen
- Begleitete Umgänge können gemäß § 18.3 oder nach § 31 SGB VIII realisiert, insofern Kapazitäten in der Einrichtung dafür bestehen und eine Kostenübernahme seitens des örtlichen Trägers vorliegt.
Ritualisierung der Tagesstruktur – Bezug auf die Kinder
Wir sehen insbesondere für die Zielgruppe 0-6-jährige Kinder eine verstärkte Ritualisierung der Tagesstruktur als hochrelevant an. Die Einhaltung einer ritualisierten Tagesstruktur ist ein klarer Auftrag an die Mütter, der regelmäßig reflektiert wird.
Neben der Annahme, dass Riten für Kinder antizipierbare Strukturen schaffen und darüber Sicherheit vermittelt wird, finden sich viele weitere sozialpädagogische Begründungen und empirische Belege für die Einführung von Riten.
So bieten wir den Kindern ritualisierte Angebote in der Einrichtung sowie in Neuruppin und Umgebung, wie z.B. Schwimmen, Spielplatz-Besuche, gemeinsame Spielzeit, etc. an.
Dabei sehen wir das Lernen in der Gruppe im Alltag insbesondere bei dieser Zielgruppe als hochrelevantes Element auf der Handlungsebene an.
Sozialpädagogische Planungen
Für jedes Kind und jede Mutter wird eine Sozialpädagogische Planung erstellt, die eng an die Hilfeziele geknüpft ist. Diese Planung ist fester Bestandteil der Teamsitzungen und Grundlage für Fallarbeit unserer interdisziplinären Reflexions-Sitzungen.
Netzwerkarbeit
Unterstützung der Mutter
Die Mütter werden in allen relevanten Belangen durch die MitarbeiterInnen unterstützt. Soziale Kontakte können so positiv gestaltet und gepflegt werden. Diese beinhalten neben Kontakten zu Ärzten, Kindertagestätten, Hebammen, usw. auch die Gestaltung von tragfähigen Beziehungen in Form von Freundschaften, Intressensgemeinschaften, u.ä.
Unterstützung des Kindes
In unserer Arbeit versuchen wir auch für die Kinder sinnvolle Kontakte außerhalb der Einrichtung zu schaffen und Angebote wie Krabbelgruppe, Schwimmen, aber auch Spielplatzfreundschaften zu fördern. In erster Linie werden hier die Mütter beraten und begleitet.
Sport und Bewegungsangebote
Sport und Bewegung wird von uns als wichtiger Faktor in der Arbeit gesehen. So offerieren wir
Angebote, die individuell auf die Bedarfe der Eltern zugeschnitten werden. Dabei können wir auf ein großes Netzwerk von Anbietern zugreifen. Zudem sind viele unserer Mitarbeiter in dieser Hinsicht geschult und können eigene Angebote gemeinsam mit den Müttern erarbeiten.
Mutter/Kind-Einrichtungen gibt es in Hülle und Fülle. Sie unterscheiden sich nach Lage, Größe, Ausstattung, Qualifikationen des Personals, nicht so sehr aber nach den je zugrunde gelegten Konzepten. Überwiegend finden sich Bindungstheorien, die ja im Kern voraussetzen, dass es um die psychische Grundierung der Mutter/Kind-Dyade geht, die unter Problembedingungen ent-problematisiert werden soll. Systemisches Denken spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Unser Ansatz (unser Alleinstellungsmerkmal) ist dagegen nicht „systemisch“ angelegt, sondern „systemtheoretisch, konstruktivistisch“. Der Erfolg dieser Orientierung ist in allen Einrichtungen der Communio nachweisbar erheblich. Das Konzept, das hier nur skizziert werden kann, besteht darin, das Mutter/Kind-Verhältnis als ein Sozialsystem zu begreifen mit eigenen Strukturen und Prozessen, die unter verschiedenen soziohistorischen Bedingungen auch verschiedene Formen annehmen können.
Gegenwärtig ist das Modell der Mutter/Kind-Relation weit verbreitet und sozial plausibel als „Intimität“. Mutter und Kind kommen unter den „Druck“, füreinander „hochrelevant“ zu sein, sich also „lieben“ zu sollen. Ein anderer Ausdruck dafür ist: Im Zentrum unserer Arbeit steht die genau dadurch definierte, spezielle Inklusion in Intimsystemen, eine Form der Inklusion, die fraglos hohe Anforderungen stellt und deswegen leicht scheitern kann.
Wir nähern uns den Phänomenen und Problemkonstruktion unserer Arbeit mittels der Theorie der Sozialen Adresse. Damit sind nicht Namen, Straßen, Städte gemeint, die man auf Briefe schreibt, sondern es geht darum, dass Menschen von anderen Menschen als mehr oder weniger relevant in verschiedenen Hinsichten beobachtet werden.
Wenn jemand von seiner Umwelt als nicht besonders wichtig, als ignorabel behandelt wird, können sogenannte Adressenkatastrophen auftreten. Hier könnte man auch von einer Exklusionskatastrophe reden, die selbst den Suizid nach sich ziehen kann. Entscheidend ist, dass die Mandantinnen[1] alles tun, um wieder für ihre Umwelt als relevant zu gelten. Wenn das nicht oder nur minimal gelingt, nutzen sie, weil Achtung ein Vitalbedürfnis ist, die Möglichkeit der „Relevanzerzwingung“. Sie wollen wieder be- und geachtet werden. Wenn dieser Versuch misslingt, werden Strategien der Eskalation eingesetzt, die letztlich wieder zusätzlich Relevanzen entziehen. Der Effekt ist das Vollbild der Exklusion.
Wir gehen davon aus, dass die von uns betreuten Mütter massiv betroffen sind von Exklusionsprozessen. In Mutter-Kind-Einrichtungen wirft sich das weitergehende Problem aus, dass nun auch die Kinder der Mandantinnen von Exklusionsdriften bedroht sind – sonst wären sie nicht mit ihren Müttern in einer solchen Einrichtung.
Die erzieherischen Angebote der Mütter sind nicht ausreichend, um den massiven Exklusionsdriften, zu begegnen. Statt des Erwerbs von Strategien, die die Inklusionsschancen erhöhen, werden destruktive Handlungsmuster erlernt, die dann wiederum zur Verstärkung der Exklusionsdrift führen.
Die Aufgabe einer entsprechend instruierten Jugendhilfe ist es demnach, einerseits Relevanzkatastrophen bei den Müttern und deren präventiv zu vermeiden, andererseits, wenn es doch dazu gekommen ist, Relevanzmarkierungen systematisch zu entwickeln. Inklusion als Re-Inklusion, könnte man formulieren.
Wir sind auf die Formen dieses Scheiterns eingestellt, einerseits durch eine Praxis, die sich immer wieder auch auf schwierige Jugendliche bezieht, weswegen die jeweiligen familiären Konstellationen gar nicht unberücksichtigt bleiben können; andererseits durch laufende theoretische und praktische Fortbildungen im eigenen Haus.
Kurz: Wir begreifen unsere Arbeit als professionellen Umgang mit schwierigen Fällen von Inklusion/Exklusion, hier dann mit dem Mutter/Kind-System.
[1] Wir benutzen im vorliegenden Text den Terminus ‚Mandant‘ , nicht das übliche ‚Klient‘. Der Grund : Im Lateinischen ist ‚cliens‘ derjenige, der einem etwas schuldet; ‚Mandant‘ ist derjenige, der jemandem einen Auftrag erteilt. In unserem Selbstverständnis ist der zweite Ausdruck genauer. Denn die Mütter und deren Kinder sind unsere Auftraggeber, für die wir spezielle Angebote erarbeiten.